Weltklasse: Gabe Browns Ranch (USA) Sepp Braun (D) und David Montgomery

Regenerative Landwirtschaft und gesunder Boden

Gabe Brown ist ein Vorreiter für die Rettung von Höfen, die mit dem immer schlimmeren Humusverbrauch unwirtschaflich sind. Er hat seinen eigenen 2000 ha-Hof vor dem Konkurs gerettet und zeigt seit 20 Jahren, wie das gehen kann. Sein Buch „Dirt to Soil“ ist lebendig geschrieben, Vorträge in YouTube. Sein Buch gibt es jetzt auch in Deutsch: „Aus toten Böden wird fruchtbare Erde“, ISBN 978-3-86445-732-6
(dieser Beitrag wurde aktualisiert, Sept 2020 mit Ergänzungen zu John Kempf)

5 Prinzipien der Bodengesundheit nach Gabe Brown,
2000 ha Ranch in Bismark, North Dakota, USA

1.  Minimale Störung (niemals Pflügen! maximal grubbern)
2.  Immer Bodenbedeckung (Schutz, Schatten, Wurmfutter etc.)
3. 
Hochdiverse Gründüngung und Direktsaat, diversifizierte
Fruchtfolgen, eigene Versuche zunächst auf Teilflächen
4.  
Dauerhafte diverse lebende Durchwurzelung so lange wie möglich, tiefe Wurzeln holen Nährstoffe hoch.
5.   Portionsbeweidung (Tagesportionen) auch der Gründüngung auch auf den Ackerflächen
(auch Beweidung von Baumkulturen in Agroforstsystemen)

Kein oder minimaler Einsatz von Agro-Chemikalien
nach erstem Bodenaufbau (0,5{c3fce33636f8abd2c901cb031e8ee0cda4005a0e45c4b253aa416c943ace7b78} C org / Jahr möglich!).
Gabe Brown hat deutlich überdurchschnittliche Erträge, weit geringere Kosten und Zeit für Familie und Vortragsreisen durch weniger Arbeitsaufwand. Vieh zum Futter statt umgekehrt, Automatik-Tore für die Weide-Portionen. Viehaltung und Ackerbau zusammen, Tiere ins Freie.

TEDx Video mit deutscher Übersetzung (Untertitel):
https://www.youtube.com/watch?v=QfTZ0rnowcc
Eine große Herausforderung ist der mehrjährige Unterwuchs, der aber offenbar mit steigender Bodengesundheit nicht mehr überhand nimmt. Pfluglose Bearbeitung allein scheint nicht sinnvoll zu sein, es muss das gesamte System der Bodengesundheit angewendet werden. Die Prinzipien sind sehr einfach, die erfolgreiche Umsetzung auf einem Betrieb ist eine hohe Kunst. Zum Glück gibt es inzwischen auch im deutschsprachigen Raum immer meher erfolgreiche Anwender der Regenerativen Landwirtschaft.

Zum sicheren Erfolg gehört unbedingt das Verständnis und die Anwendung der „Pyramide der Pflanzengesundheit“ von John Kempf. Er hat die verheerende Zerstörung der Abwehrkräfte der Pflanzen auf dem elterlichen Hof in Ohio sehr direkt erlebt. Sein Vater war im Vertrieb von Agro-Chemikalien tätig. Als er zu den eigenen Flächen im Gemüsebau noch gesunde Felder vom Nachbarn pachtete, pflügte er über beide Flächen und baute Melonen an. Für John Kempf war das der AHA!-Moment, als die eigene Fläche massiven Mehltaubefall hatte, die mit dem noch gesunden Boden aber gar nicht. Selbst die Pflanzen, die vom gesunden Boden in die befallenen Melonen hineinwuchsen, waren frei davon. Damit ist er auf die Suche nach den Ursachen gekommen und hat inzwischen die wichtige Rolle von ganz spezifischen chemischen Elementen und der überragenden Rolle der Bodenorganismen verstanden.
John Kempf hat diese spektakuläre Erkenntnis erlangt:

„Gesunde Pflanzen können vollständig resistent für Krankheiten und Insekten werden“

Damit hat er eine starke Firma aufgebaut und ist ein sehr bekannter Redner geworden. Es gibt unter vielen anderen ein großartiges Video: „The Pyramid of Plant Health“ (engl.; wer macht mal Untertitel? serh wichtig!) https://youtu.be/D1wJefaFrVI
Materialien dazu in seiner Firmen-Internetseite  www.advancingecoag.com
Ich habe eine Übersetzung der wesentliche Aussagen mit der Pyramide der Pflanzengesundheit anfertigen lassen und kann diese gerne zuschicken.
Im Sinne von John Kempf arbeitet auch Dan Kittredge, zu dem hier im Gartenring Gastbeiträge zu finden sind.

Doch zurück zu den von Gabe Brown und anderen (Auch Ray Archuleta vom US Department of Agriculture) entwickelten Ansätzen. In Nord- und Südamerika sind diese Methoden inzwischen weit verbreitet, Europa ist weit zurück. Agro-Chemie muss auf naturverträgliche Produkte und ein sinnvolles Maß gebracht werden, dann gibt es bessere Nahrung mit höherer Nährstoffdichte, die aber auch nicht mehr kostet. Die Bauern können wieder Geld verdienen und vergiften nicht mehr ihre Böden, unsere Nahrung und unser aller Grundwasser. Die aktuelle Trägheit, die weitgehende Ignoranz von Politik, Behörden und Wissenschaft ist angesichts der Zerschörung der Menschheit unerträglich. Stillschweigendes mitmachen kreiert Mitschuld und schlechtes Karma.

Das neuese Buch von David Montgomery (Autor des berühmten Buches „Dreck“, Oekom Verlag) heißt „Growing a Revolution“, ist leider noch nicht auf Deutsch verfügbar. Bitte bei Oekom anfragen, wann es verfügbar wird. Der akkurate Wissenschaftler Montgomery hat in „Dreck“ gezeigt, dass alle großen Zivilisationen ganz wesentlich durch die Zerstörung ihrer Böden untergegangen sind. Das können wir besser, alles ist da! Es ist nicht einfach, aber spannend. Die Bauern der renererativen Landwirtschat berichte, dass ihnen der Beruf endlich wieder Spass macht.

Diese Entwicklungen können sinnvoll mit hochdiversen Agroforstsystemen zur Produktion von Nahrung, Futter, Stickstoff (Leguminose Bäume bis 60 Meter im Umkreis!), Insekten (1700 Nützlinge auf 1 Schädling), Vögel und Holz. Zusätzlich wird das System profitabler und die Gegend schöner.

Mit all diesen großartigen und erprobten Methoden hoffe ich auf die neue Generation auf den Höfen, die mit neuen Perspektiven dann doch übernehmen. Der Übergang erfordert gutes Wissen und einen vorsichtigen und forschenden Umgang mit den eigenen Flächen.

In Deutschland kommt Josef Braun (Hof in Freising) der Arbeit von Gabe Brown am nächsten. Er hält sehr gute Vorträge. Zur Diskussion über pfluglose Bearbeitung mit diversifizierte Gründüngung in Deutschland gibt es im Kritischen Agrarbericht 2019 einige Hinweise von Prof. Dr. Onno Poppinga (Kasten S.155) und im Beitrag von Frau Dr. Andrea Beste (S. 182).
(als pdf-Datei frei verfügbar im Link oben)  Ich durfte vor kurzem den Hof von Joseph Hägler in Bayern besuchen, der seit vielen Jahren sehr erfolgreich Pfluglos-Bio wirtschaftet. Sein Boden war besonders im direkten Vergleich mit den gepflügten Nachbarflächen sehr gut. Der Humusgehalt konnte deutlich gesteigert werden. Hier ein 7-min Film vom Bayrischen Rundfunk.

Die Interessengemeinschaft gesunder Boden kümmert sich seit Jahren um die pranktischen Wege zum Humusaufbau, zu den Jahrestagungen kommen inwischen um dei 500 Bauern. Das Leitbild:

“ Mit Respekt und Vertrauen gehen wir an das Thema Boden heran.

Wir wollen Bewusstsein schaffen für die Bedeutung der Grundlage Boden und der damit verbundenen Vielfalt. Produktion und Bodengesundheit dürfen nicht im Widerspruch zueinander stehen.

Wir tragen Informationen aus der aktuellen Wissenschaft, als auch aus dem traditionellen Wissen zu einem großen Ganzen zusammen. Wir möchten alle Personen ansprechen, die Interesse am „Phänomen Boden“ haben, diese zur Mitarbeit und zum Gedankenaustausch anregen.“
Joseph Hägler und andere arbeiten eng mit der IG zusammen. Es gibst zum Selbstkostenpreis Videos von den vielen Bodentagen, zu denen inzwischen etwa 500 Bauer kommen. Hier gibt es keine Spaltung von Bio oder nicht, auch dei Biobetriebe müssen noch viel tun um vom Pflug wegzukommen.

Es ist aber klar, dass die oben genannten Prinzipien von Gabe Brown sehr klar sind. Die Umsetzung an einem bestimmten Standort mit dem Boden, dem Klima, dem aktuellen Wetter, der gewünschten Fruchtfolge ist eine hohe Kunst ist. Vor den Bauern, die dieses schaffen, habe ich großen Respekt. Sie finden Wege für eine gute Zukunft für sich und viele andere. Höfe, die sich so für eine gute Zukunft einsetzten, werden oft gerne von den Kindern übernommen. Sie betreiben echten Klimaschutz.

Ralf Otterpohl, Überarbeitung mit Ergänzungen 29.9.2020

2 Gedanken zu „Weltklasse: Gabe Browns Ranch (USA) Sepp Braun (D) und David Montgomery“

  1. Hallo Herr Otterpohl,
    würden Sie mir bitte ebenfalls eine Übersetzung der Pflanzenpyramide zusenden.

    Vielen Dank, mit freundlichen Grüßen

    Bernhard Thomé

  2. Hallo Herr Otterpohl,

    können Sie mir bitte eine Übersetzung der Pflanzenpyramide zusenden. Bisher habe ich nur die englische Version.

    Vielen Dank

    Mit freundlichen Grüßen

    Philipp Nüßlein

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